
«Auf dem Steildach läuft immer etwas»
Tizian Derungs ist frisch diplomierter Gruppenleiter Steildach bei der Köhle Bedachungen AG. Diesen Herbst nimmt er an den SwissSkills in Bern teil.
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Text und Fotos: Michael Staub
«Meine Eltern haben einen Bauernhof im Val Lumnezia. Deshalb habe ich schon immer gerne draussen und mit den Händen gearbeitet», berichtet Tizian Derungs. Bei der Berufswahl schnupperte der 22-jährige Bündner deshalb nicht in Verkaufs- oder Bürojobs, sondern konzentrierte sich auf handwerkliche Berufe. Beim Beruf des Försters gefiel ihm vieles, nicht jedoch das hohe Unfallrisiko. Als Zimmermann-«Schnuppi» liess man ihn vor allem Material schleppen. Doch das Schnuppern bei der Köhle Bedachungen AG überzeugte ihn auf Anhieb: «Ich konnte von Anfang an mithelfen und erhielt einen guten Einblick in den Beruf. Der Entscheid war schnell gefällt und bis heute bin ich sehr zufrieden im Beruf.»
Vielfältige Weiterbildung
Bereits Ende des zweiten Lehrjahres konnte Tizian Derungs «eigene» Baustellen betreuen. Er habe nicht alles auf Anhieb richtig gemacht, aus manchen Fehlern aber vieles lernen können. Die Arbeit am Steildach gefällt ihm bis heute ausgezeichnet: «Es läuft immer etwas und wir führen viele verschiedene Arbeiten aus. Manchmal sind es eher grobe körperliche Arbeiten, dann schneiden wir Ziegel ein, schweissen Unterdachfolien oder kümmern uns um kleine und feine Details.» Gerade die Kombination von rechnen und planen, zeichnen und ausführen sorge für einen abwechslungsreichen Alltag. Um seine Kenntnisse zu erweitern und mehr Verantwortung zu übernehmen, begann Tizian Derungs 2023 die Weiterbildung zum Gruppenleiter Gebäudehülle im Bildungszentrum Polybau in Uzwil. «Zuerst dachte ich, dabei ginge es nur um Theorie. Doch das Programm hat mich überzeugt. Wir haben viele verschiedene Inputs erhalten, von der Personalführung über die Kundenorientierung bis zur Materialwirtschaft und Baustellenorganisation.» Zunächst seien er und seine Klassenkollegen noch etwas reserviert gewesen, erinnert sich Tizian Derungs: «Doch je länger die Weiterbildung dauerte, desto mehr tauschten wir uns aus. Das war nicht nur menschlich, sondern auch fachlich sehr spannend.» Gemeinsam habe man diskutiert, wie knifflige Details zu lösen seien, wie die Abläufe innerhalb der Firma organisiert oder neue Arbeitsmethoden ausprobiert werden könnten.

Schrittweise vorwärts
Verglichen mit der Berufslehre sei die Weiterbildung bereits einen Zacken anspruchsvoller, meint Tizian Derungs: «Fleiss braucht es bei beidem. Doch in der Weiterbildung musst du dich für das Thema interessieren, aktiv zuhören und nachfragen und auch viele Dinge, die du noch nicht kennst, nachschlagen.» Beim Objektleiter, der nächsthöheren Ausbildungsstufe, stiegen die Anforderungen dann noch weiter. Doch zurzeit sei das noch kein Thema: «Ich möchte das Wissen aus der Gruppenleiter-Weiterbildung zuerst einmal umsetzen und zwei bis drei Jahre draussen arbeiten. Dann bin ich auch nicht mehr Anfang 20, sondern schon etwas älter. Das passt aus meiner Sicht besser zum Objektleiter.»
Vorbereitung auf SwissSkills 2025
Als nächste Herausforderung stehen die SwissSkills auf dem Programm. Dort wird sich Tizian Derungs im September mit seinen Berufskolleginnen und -kollegen messen. «In Uzwil habe ich mich mit meinem damaligen Berufsschullehrer Marc Steiner unterhalten. Er hat mich zur Teilnahme motiviert und fand, damit sei ich auch bestens vorbereitet für den Objektleiter.» Das Übungsmodell mit mehreren Flächen, Graten, Anschlüssen und einem Dachfenster haben Tizian Derungs und seine Kollegen bereits aufgebaut. In Bern wird schnelles, exaktes und ruhiges Arbeiten gefragt sein. Dem jungen Profi bereitet das keine Bauchschmerzen: «Ich habe bereits im zweiten Lehrjahr erfahren, dass man einfach ruhig bleiben muss. Panik bei Fehlern nützt nichts, du musst cool bleiben und dann das Problem lösen.»
Helikopter und Heuen
Bis es so weit ist, arbeitet der Dachdecker weiter auf seinen Baustellen. Stolz ist er auf sein bisher grösstes Projekt, eine Siedlung mit vier Mehrfamilienhäusern in Waltensburg/Vuorz: «Die gesamte Dachfläche beträgt 900 Quadratmeter. Das meiste Material mussten wir mit dem Helikopter einfliegen lassen, weil die Häuser zu weit von der Strasse entfernt sind.» Den Ausgleich zur Arbeit findet Tizian Derungs übrigens im Fitnessstudio – «vor allem für das Krafttraining, Cardio habe ich schon bei der Arbeit zur Genüge.» Daneben engagiert er sich im örtlichen Jugendverein und hilft im Sommer auch heute noch auf dem elterlichen Hof mit: Arbeit an der frischen Luft und mit den Händen eben.