
Wir bauen auf Frauen – ein Blick auf die Vielfalt in der Baubranche
Am 5. und 6. Februar trafen sich 115 Gäste zur Tagung «Wir bauen auf Frauen» auf dem Campus Sursee, darunter auch 20 Prozent Männer.
Nachwuchs
Text: Angela Wanner | Fotos: Gebäudehülle Schweiz
Noch immer sind Frauen in der Baubranche deutlich unterrepräsentiert, insbesondere in Führungspositionen. Doch woran liegt das? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Vorträge und Diskussionen. Schnell wurde klar: Die Thematik ist komplex. Neben den strukturellen Rahmenbedingungen der Bauwirtschaft, etwa den Möglichkeiten der Teilzeitarbeit, wurden auch gesellschaftliche Faktoren wie fehlende Vorbilder thematisiert. Letzteres ist auch für die Gebäudehüllen-Branche von zentraler Bedeutung, darum war Gebäudehülle Schweiz Gold-Sponsor dieser Veranstaltung. Warum gibt es immer noch typische Männer- und Frauenberufe? Diese Frage wurde in einer Podiumsdiskussion mit verschiedenen Personen diskutiert, die sich in einem für ihr Geschlecht untypischen Beruf befinden. Jasmin Meier, welche sich in einer Zweitlehre als Maurerin befindet, sagte: «Es ist eigentlich ganz normal.» Es stellte sich heraus, dass alle diese Personen erst später in diesen Beruf eingestiegen waren. Für die Baubranche könnte es eine Chance sein, Frauen auf einem zweiten Bildungsweg zu gewinnen.


Neue Wege statt alte Pfade
Ein zentrales Thema war die Teilzeitarbeit. Die meisten Rednerinnen und Redner sahen darin einen möglichen Lösungsansatz, um Frauen in der Branche zu beschäftigen. Gebäudehülle Schweiz trifft mit dem Projekt Teilzeitbau den Puls der Zeit und möchte genau daran anknüpfen. Deutliche Worte fand auch Franziska Frey. In einem Editorial des Magazins «Schweizer Bauwirtschaft» mit dem Titel «Sorry, liebe Baubranche!» setzte sich die Verwaltungsrätin der Ernst Frey AG und Projektleiterin beim Schweizerischen Baumeisterverband kritisch mit der Frage auseinander, warum der Frauenanteil im Bauhauptgewerbe weiterhin bei lediglich zehn Prozent liege. Für Frey ist klar: Es braucht einen Wandel. «Die Gleichstellung ist noch nicht erreicht», betonte sie. Entscheidend sei, die Branche für dieses Thema zu sensibilisieren und überflüssige Hürden abzubauen.
Herausforderungen und Selbstverständnis
«Take-off is optional, but landing is mandatory – Abheben ist freiwillig, aber Landen ist verpflichtend.» Dies war der Titel des Referats von Superpuma-Pilotin Susanne Siegenthaler-Schürmann. Sie betonte, dass Frauen oft das Selbstverständnis fehle, dass alles möglich sei. Für sie war die Arbeit in einem männlich geprägten Umfeld nie ein Problem – entscheidend sei, dass Frauen sich gegenseitig unterstützen.
Mut zur Veränderung
Frauen sollten selbstbewusster auftreten und sich nicht unterschätzen, forderte Alexandra Bertschi-Michel. Sie erlebt oft, dass Töchter in Familienunternehmen als Nachfolgerinnen übersehen werden. Ihr Rat: «Wer will und kann, soll dürfen.»
Wolfgang Jenewein betonte die Vorteile von Diversität. In gemischten Teams führe die Diskussion zu besseren Lösungen. Entscheidend sei eine Unternehmenskultur, die psychologische Sicherheit biete und Fehler nicht verspotte.
Frauen in der Baubranche
Die Tagung zeigte deutlich, dass Frauen in der Baubranche noch immer vor grossen Herausforderungen stehen, insbesondere in Führungspositionen. Teilzeitarbeit, Vorbilder und ein offener Bildungsweg könnten entscheidende Hebel sein, um mehr Frauen für die Branche zu gewinnen. Um echte Gleichstellung zu erreichen, braucht es jedoch nicht nur strukturelle Anpassungen, sondern auch ein Umdenken in den Unternehmen und der Gesellschaft.

«Ich konnte viele spannende und lehrreiche Inputs aus den Vorträgen der Veranstaltung mitnehmen. Es hat mich zum Nachdenken angeregt und auch motiviert, meinen eigenen Weg zu gehen, anstatt der Masse zu folgen.»
Ladina Weibel, KV-Lernende Gebäudehülle Schweiz