
Nachhaltiges Bauen: Minergie mit dem Zusatz ECO
Standards und Labels für das nachhaltige Bauen gibt es viele. Der Zusatz ECO bei Minergie und SNBS basiert auf Schweizer Normen.
Energiezukunft
Text: Silvia Gemperle
Der Zusatz ECO führt in Kombination mit einem der drei Minergie-Standards zu einem Gebäude, das besonders gesund, kreislauffähig und ökologisch ist. Das bedingt ein ausgewogenes Gebäudekonzept, die sorgfältige Materialwahl und Sorgfalt bei weiteren Themen wie Wasser und Ressourcen. Noch ist der Anteil der mit dem Zusatz ECO zertifizierten Bauten vergleichsweise klein. Gemäss den Jahresberichten von Minergie Schweiz wurden von 2020 bis 2023 pro Jahr 50 bis 90 Gebäude mit dem Zusatz ECO zertifiziert; in Zukunft werden es deutlich mehr sein. Private Bauherrschaften bestellen für ihre Bauvorgaben einen Baustandard mit ökologischen Kriterien. Bund, Kantone und Gemeinden bestellen einen Baustandard mit solchen Kriterien.
Vorgaben für Zusatz ECO
Den Zusatz ECO gibt es für Modernisierungen wie auch für Neubauten und für nahezu alle Gebäudenutzungen. Die Vorgaben sind abhängig von der Nutzung, der Bauart und der Grösse des Objekts. Mittels Ausschlussvorgaben wird beim Zusatz ECO eine Mindestqualität bezüglich Gesundheit und Ökologie sichergestellt. Die Vorgaben zu den einzelnen Themen sind eine Auswahl aus verschiedenen Vorgaben. Bedingung ist eine Minimalpunktzahl pro Vorgabe und in der Gesamtbetrachtung. Das hat einen entscheidenden Vorteil: Die Vorgaben können dem Objekt und den Zielen der Bauherrschaft angepasst werden. Die Konsequenz daraus ist auch klar. Es gibt nicht das «eine» Rezept, welches bei allen Bauten angewendet wird. Einzig für Wohnbauten und Schulbauten mit einer Energiebezugsfläche (EBF) von weniger als 1 000 Quadratmeter gibt es ein einfacheres Nachweisverfahren.
Anforderungen nach sieben Themen
Die Bereiche Gesundheit und Umwelt sind insgesamt in sieben Themen gegliedert.
Gesundheit
1. Angemessener Anteil Tageslicht und Aktivierung (Motivation zur täglichen Bewegung)
2. Erhöhter Schallschutz und gute Raumakustik
3. Innenraumklima mit Minimieren der Schadstoffemissionen
Umwelt
4. Klimaschutz und Ressourcen, beispielsweise die graue Energie bei Erstellung des Gebäudes
5. Gebäudekonzept und Kreislaufwirtschaft, wie beispielsweise einfacher Ersatz von Komponenten
6. Biodiversität und Wasserkreislauf, auch eine attraktive Umgebungsgestaltung für Mensch und Tier
7. Klimaresilienz, beispielsweise Vorgaben zur Dach- und Fassadenbegrünung
Ausschlusskriterien
Diese Vorgaben sind bei allen mit dem Zusatz ECO zertifizierten Minergie-Gebäuden 100 Prozent einzuhalten. Das sind die Ausschlusskriterien:
- Einsatz von Produkten, die Formaldehyd oder Lösemittel in relevanten Mengen emittieren
- Fehlende Untersuchung von Gebäudeschadstoffen
- Überschreiten der Raumluft-Qualitätsziele zu Lösemitteln (TVOC), Formaldehyd und Radon (nur bei Modernisierungen)
- Zu wenig Tageslicht
- Überschreiten eines Grenzwertes für graue Energie und Treibhausgasemissionen in der Erstellung
- Einsatz von aussereuropäischem Holz ohne Nachhaltigkeitszertifikat
- Einsatz von Montage- und Füllschäumen
- Ungenügender Einsatz von Recyclingbeton bei Neubauten
- Einsatz von schwermetallhaltigen Baustoffen im Aussenbereich
Bedeutung für die Baustelle
Die Vorgaben haben verschiedene Konsequenzen für die Baustellen. Die in der Ausschreibung definierten Produkte, Qualitätskriterien und weiteren Bedingungen sind einzuhalten. Abweichungen sind entsprechend mit der Bauleitung abzusprechen und zu dokumentieren. Montage- und Füllschäume dürfen nicht verwendet werden. Vorgaben gibt es auch für die Baustellenheizung. Die genannten Kriterien sind nicht abschliessend.
