
AGZ Ziegeleien: My home is my castle – Eine Wohnoase der besonderen Art
Der historische Schlosspark im freiburgerischen Courgevaux verwandelte sich nach einer intensiven Bauphase in ein visionäres Wohnkonzept mit 17 Eigentumswohnungen.
Aus der Praxis
Objekt
Fotos: awerk architekten ag
Nebst aufwendiger Totalerneuerung des Herrenhauses und der alten Ziegelei sowie harmonisch integrierten Neubauten entstand auf dem weitläufigen Schlossareal in der Nähe von Murten eine aussergewöhnliche Wohnoase. Hierzu wurde die Trocknungshalle der Ziegelei auf ihr ursprüngliches Gebäudevolumen angebaut, das Cottage und die Scheune wurden neu aufgebaut. Alle vier Gebäudegruppen besitzen Minergie-Standard, das Cottage wurde 2023 sogar mit dem Schweizerischen Solarpreis ausgezeichnet. Ausgezeichnet war auch die Kooperation zwischen Architekten, Bauunternehmen, Lieferanten und dem kantonalen Amt für Kulturgüter.
Ohne Herkunft keine Zukunft
1684 beginnt die Geschichte der beeindruckenden Wohnüberbauung Schlosspark mit dem Bau des Herrenhauses sowie der Scheune durch die Familie Diesbach. Das historisch bedeutsamste Gebäude des Schlossparks befindet sich jedoch am südöstlichen Rand: die vorindustrielle Ziegelei. Das Amt für Archäologie datiert ihre Gebäudeeinrichtung auf 1724, Pläne und Schriftstücke des Ziegelofens stammen sogar aus den Jahren 1718 und 1719. Bei Ausgrabungen konnten die Forscher den teils verschütteten Keller des Wohnhauses zum Vorgängerofen freilegen und fanden spannende Indizien zur bewegenden Geschichte der Ziegelei. Mehr dazu im Film «Schloss Courgevaux mit barocker Ziegelproduktion».


AGZ setzt dem Schloss die Krone auf
Beim Erneuern der geschützten Gebäude mussten zahlreiche Vorgaben des Amts für Kulturgüter eingehalten werden. Für das Herrenhaus und die Ziegelei war beispielsweise eine Doppeldeckung mit Biberschwanzziegeln erforderlich. Um den Industriestil der alten Ziegelei zu bewahren, wurden einheitliche Gettnauer BS Biberschwanzziegel in Naturrot verwendet. Historisch bedingt wurde beim Ziegeleigebäude auf Dachrinnen verzichtet, das Regenwasser fliesst über den Dachrand und versickert auf ganzer Länge. Da sich das Dach des Herrenhauses vom Gewerbebau abheben soll, wählten die Verantwortlichen eine Mischung aus neuen Biberschwanzziegeln in verschiedenen Formen, teilweise mit dunkel eingefärbten Ziegeln. Die beiden Neubauten Scheune und Cottage wurden mit einer im Ziegeldach integrierten Photovoltaik-Anlage aus 35 Modulen von 3S Swiss Solar Solutions aus Thun ausgestattet.
Königliches Wohnerlebnis
Das unkonventionelle Wohnkonzept aus 17 Eigentumswohnungen wird mit Gemeinschafts- und Begegnungsräumen wie beispielsweise einer Küchenwerkstatt, der Schlosshalle mit Cheminée und einem Mansardenzimmer für Gäste ergänzt. Im prachtvollen Park laden mehrere Sitzecken zum Verweilen ein, im Bambuswald befinden sich Aussensauna und Musikpavillon. Der ein Hektar grosse Schlosspark wird durch eine hohe Hecke in eine Wiese und einen englischen Garten mit rechteckigem Wasserbecken aufgeteilt, während schmale Wege die Bereiche miteinander verbinden. Nebst Pflanzen und Bäumen beleben zwei Alpakas, Pfaue und Fasane das Anwesen.

«Wohnen im Schlosspark setzt neue Massstäbe. Es ist ein unkonventionelles Wohnkonzept für urbane Menschen, die sich für Kunst und Kultur interessieren sowie Wert auf Qualität legen.»
Jann Fahrni, awerk architekten ag